Beim Sterben begleiten: Funktion von Ritualen
6. Januar 2020Fortbildung: Lebens- und Trauerbegleitung
18. Februar 2020Sterberituale erfüllen folgendes: Sie führen die im Übergang befindlichen Menschen und die Hinterbliebenen an die Wahrheit des Sterbeprozesses heran. Zweitens können sie die emotionale und physische Trennung bei den Angehörigen und dem Sterbenden unterstützen. Drittens dürfen Sie die Seele aus der Bindung an das Leben hier und jetzt lösen und fördern deren Weggehen oder Weiterentwicklung. Fazit: Sterberituale bewegen mehr, als man denkt.
Die früheren Kulturen waren sich einig, dass die materielle Welt nicht die einzige Wirklichkeit sein kann. In diesen gab es ein ausgeprägtes spirituelles und rituelles Leben. Das Ritual war eine Einladung an die geistige Welt.
Mit Ritualen verspricht Ihnen niemand ein Wunder. Sie dienen als Ruf, um unterstützend und ausgleichend in ein Leben einzugreifen. Das Kraftfeld, das hier aufgebaut wird, ist nicht von uns. So werden Sie auf sich selbst zurückgeworfen, welche Kräfte Sie als Unterstützung hereinbitten. Deshalb ist ein Eröffnungsgebet von Wichtigkeit mit den Worten: Möge alles so geschehen, wie es zum Wohle aller dient und dem göttlichen Plan dieser Seelen entspricht. In diesem spirituellen Raum wird immer eine Art „Macht“ freigesetzt, um aus dieser unsichtbaren Kraft einen Nutzen zu ziehen. Rituale sind ein Ruf an die geistige Welt, um für uns etwas zu erbitten oder Danke zu sagen. Sie agieren in der Welt des Wesentlichen z. B. Heilungsrituale. Hier wird im unsichtbaren Teil der Störung gearbeitet, damit auch der sichtbare Teil davon profitiert. So ist jedes Sterben eingebettet in das Mysterium der All-Eins-Werdung
Rituale rund um das Sterben
Früher holten wir beim Sterben den Priester. Heute kommt eine gewaltige Maschinerie in Gang, die das natürliche Sterben zeitweise unmöglich macht. Der Umgang zwischen Lebenden und Sterbenden ist oft von Sprachlosigkeit und Hilflosigkeit begleitet. Er lässt keinen bewussten Umgang mit einem Sterbenden zu. Oft wird die sterbende Person in eine Institution abgeschoben. Erst sehr viel später kommen Sie im Leben mit dem Tod in Berührung und mit dessen damit verbundenen Themen.
Es gibt für Sie eine Flut an Informationen von verschiedenen Kulturen und dessen Zugang zum Sterben und dem Tod. Das überfordert. Sie suchen gleichzeitig Unterstützung mit dem Umgang wie z. B. im tibetischen Totenbuch.
Sterberituale bewegen mehr. Sie sollten folgende Eigenschaften besitzen:
- Sterbende und Hinterbliebene werden an die Wirklichkeit herangeführt
- Die Trennung zwischen Hinterbliebenen und Sterbenden soll vollzogen sein
- Sie sollten die Seele unterstützen. Damit kann sie sich aus den angst-, liebe- oder sorgenvollen Bindungen vom jetzigen Leben lösen. Der ist Übergang erleichtert.
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